[Review] TSW2: LGV Méditerranée Marseille – Avignon

Am 17.12.2020 ist das erste französische Addon für den TSW 2 erschienen: Die LGV Méditerranée Marseille – Avignon. Konnte die Umsetzung in Train Sim World 2 unsere Newsautoren Nina und Meridian2002 überzeugen? Erfahre mehr!

Vorwort

Der dargestellte Streckenabschnitt Marseille St.Charles – Aix-en-Provence TGV – Avignon TGV stellt einen Teil der insgesamt über 250km langen „LGV Méditerranée“ dar und wurde am 07.06.2001 eröffnet.  Die maximale Höchstgeschwindigkeit beträgt 320 km/h. Es findet Hochgeschwindigkeitsverkehr (Stand: Dezember 2020) mittels Eurostar, Thalys, TGV-inOui und TGV-ouiGo statt; Regionalzugverkehr findet über diese Strecke nicht statt. Die zahlreichen Fernzugverbindungen binden unter anderem Frankfurt, London und Paris an.

Alle verwendeten Bilder wurden von Nina oder Meridian2002 angefertigt. Die Autoren haben sich in der Bewertung aufgespalten: Die Bereiche Ausgestaltung und Szenarien stammen hauptsächlich aus Ninas Feder, Rollmaterial und Bahntechnik kommen hauptsächlich von Meridian2002. Die Bewertung und das Fazit erfolgten gemeinschaftlich in Abstimmung.


Inhalt

Das Add-On enthält die etwa 93 Kilometer lange Strecke von Marseille Saint-Charles nach Avignon TGV über die Schnellfahrstrecke „LGV Méditerranée“. Es gibt neben den beiden Endpunkten der Strecke noch den Bahnhof „Aix-en-Provence“, an welchem die meisten TGV-Züge anhalten.

Als Fahrzeug liegt der Strecke der TGV Duplex der 200 Serie in SNCF Carmillon-Lackierung bei.

Für das Gameplay werden Tutorials, ein Reisen-Modus, fünf Szenarien, ein Fahrplanmodus und einige Sammelobjekte mitgeliefert. Ebenfalls kann man den TGV im Livery-Designer und die Strecke im Szenarioeditor verwenden.


Ausgestaltung

Die Strecke ist insgesamt gut gelungen, jedoch mit einigen Schwachpunkten. Die Bahnhöfe sind sehr schön modelliert und detailliert. Die Welt sieht zu größten Teilen gut ausgestaltet aus. Ebenfalls sehen Hügel in der Ferne sehr schön aus, da sie von einem leicht bläuchlichem Nebel umgeben sind. Jedoch gibt es einige größere Flächen in direkter Nähe zum Gleis, die komplett nackt sind und keine Büsche, Bäume oder ähnliches aufweisen. Das größte Problem ist allerdings, dass die Umgebung insgesamt nicht einen typisch südfranzösischen „Flair“ hat. Es sieht eher aus, als hätte man eine Schnellfahrstrecke durch Deutschland gebaut. Das liegt auch zum Teil daran, dass die Farbe des Schotters der Gleise viel zu bräunlich ist. Er sollte eher gräulich sein. Dies ist DTG auf der Strecke in Train Simulator 2021 viel besser gelungen, da dort mehr eigens für die Strecke erstellte Vegetation aufzufinden ist. So fehlen in Train Sim World 2 die Palmen oder auch die eher durch die Wärme verursachten trockenen Pflanzen. Im Sommer sind die Bäume viel zu kräftig grün.


Rollmaterial

Das mitgelieferte Fahrzeug ist der TGV Duplex der 200 Serie in SNCF Carmillon-Lackierung. Dieser wird auch in der Realität auf dieser Strecke eingesetzt. Wahlweise fährt man den TGV als Einzel- oder Doppeltraktion.

Der TGV ist vorbildgerecht umgesetzt worden. Die Sounds, aber auch die Fahrphysik sind stimmig. Der TGV verhält sich als Doppeltraktion etwas träger, wie als Einzeltraktion – das wurde realistisch umgesetzt.

Ein echter Hingucker ist die dynamische Wagennummernanzeige im Innenraum. Auch sonst ist der TGV innen, wie außen schön texturiert und realitätsgetreu dargestellt; verwaschene Texturen gibt es keine. Das einzige Manko: der Barwagen ist etwas steril – er ist keineswegs schlecht umgesetzt, er ist allerdings „leer“, das kommt in der Realität sehr selten vor.

Auch die LCD-Außenanzeigen neben den Türen sind realitätsgetreu umgesetzt und es werden reale Zugnummern verwendet, das ist sehr löblich. Auch die angezeigten Streckenverläufe entsprechen den Zugläufen in der Realität. Vermutlich aufgrund des begrenzten Einsatzgebietes wurde die Funktion weggelassen, Zugnummer, -lauf und -ziel selber einstellen zu können.

Beispielbild: Der TGV 9583 nach Metz Ville über Avignon TGV

Bahntechnik

Der TGV ist mit dem französischen Zugbeeinflussungssystem „Contrôle de vitesse par balises“, kurz KVB, und mit dem französischen Zugsicherungssystem „Crocodile“ ausgestattet; beide System funktionierten im Test wie sie sollten, es konnten keine Fehler festgestellt werden. Standardmäßig sind diese Systeme deaktiviert, zum Verständnis der System solltet ihr am Besten einen Blick in das Handbuch (via Steam) werfen.

Ein weiteres Novum bei der Strecke ist der Wechsel des Stromsystems. Kurz nach der Ausfahrt aus Marseille muss während der Fahrt das Stromsystem gewechselt werden. Nachdem der Leistungsschalter gezogen wurde, muss der Stromabnehmer gesenkt werden, vom Stromsystem „Standard“ auf „Hochgeschwindigkeit“ gewechselt werden, der Stromabnehmer wieder gehoben werden und der Leistungsschalter wieder geschlossen werden. Das fordert den Spieler etwas und bietet wenigstens etwas Abwechselung auf der sonst relativ monotonen Strecke. Die genaue Vorgehensweise wird im Tutorial gut erklärt.

Auf dem Hochgeschwindigkeitsabschnitt findet außerdem das TVM-30 System Anwendung; es ist etwa mit der deutschen LZB vergleichbar. Auch hier traten keine Fehler auf.


Szenarien + Fahrplanmodus

Es sind insgesamt 52 Fahrten für den Fahrplanmodus enthalten. Da die Strecke eine reine Schnellfahrstrecke ist, sind die Fahrten immer mehr oder weniger die gleichen. Die größte Abwechslung bieten die acht Fahrten vom/zum Depot in Marseille und die einigen wenigen Fahrpläne ohne Halt am Unterwegsbahnhof Aix-en-Provence. Auch wenn dies der Realität geschuldet ist, hätte man eine Strecke mit mehr Abwechslung auswählen können. Man hat sich jedoch an den echten Fahrplan der SNCF gehalten und das ist sehr zu loben.

Die Szenarien sind abwechslungsreich gestaltet. In einem Szenario fängt „plötzlich“ mitten im Szenario Regen an, in einem anderen stellt man Züge in Marseille bereit. Für Abwechslung gegenüber dem Fahrplanmodus ist gesorgt.


Bewertung

Ausgestaltung

+ schöne Bahnhöfe
– annehmbare Landschaftsgestaltung

– unpassende Vegetation

6 / 10 Punkten
Rollmaterial

+ saubere Texturen
+ realistische Physik und Sounds
+ vorbildgerechte Umsetzung des TGV-Duplex
– Barwagen etwas zu „steril“
– Zugziel/-lauf kann nicht vom Spieler selber eingestellt werden

8,5 / 10 Punkten
Bahntechnik

+ Crocodile, TVM-30 und KVM umgesetzt
+ Stromsystemwechsel
+ Saubere Umsetzung, keine Fehler
– Bedienung nicht selbsterklärend, auch nicht im Szenario

9 / 10 Punkten
Szenarien

+ abwechslungsreiche Szenarien
+ realistischer Fahrplanmodus
– Eintönigkeit

7,5 / 10 Punkten

Fazit

Unsere Newsautoren finden das Addon gut gelungen.

Defizite hat DTG noch im Bereich der Streckenausgestaltung, das hat im Train Simulator auf dieser Strecke besser geklappt.

Positiv ist zu bemerken, dass gerade die Bahnhöfe, aber auch der mitgelieferte TGV detailgetreu erstellt wurden. Die Szenarien sind, wie bei München-Augsburg, abwechslungsreich und übermalen die Eintönigkeit der Strecke etwas

Es ist dennoch anzumerken, dass kein langanhaltender Spielspaß aufkommt, da die Strecke an sich (also auch in der Realität) recht eintönig ist. Wie bereits geschrieben, lassen sich in den Fahrplänen nicht sonderlich große Variationen finden, die dargestellten Bahnhöfe sind überschaubar und die Gegenzüge sind auch immer die Gleichen. Das ist allerdings nicht der Umsetzung von DTG geschuldet, sondern der Vorbildstrecke.

Einvernehmlich bewerten die Newsautoren das Addon mit 6,5 bis 7 von 10 möglichen Punkten.


Nützliche Links

Auf Steam:
Das Addon kostet zum Normalpreis 29,99 €.

Auf Rail-Sim.de:

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