Incredible Trains hat heute in einem Beitrag interessante Details zur neuen Londoner Strecke „London Overground Mildmay Line“ bekanntgegeben. Mehr dazu im Beitrag.
Knapp ein Jahr ist die Veröffentlichung der ersten Strecke des „London Overground“-Netzes für den Train Sim World her. Damals erfreute sich die Community sehr über die Suffragette Line, im Volksmund auch als GOBLIN (Gospel Oak – Barking Line) bekannt, und über die Class 710 „Aventra“.
Incredible Trains, ein bisher für den Spieler noch unbekannter Entwickler, machte es sich zur Aufgabe, die Mildmay Line des selben Netzes nun auch für den Train Sim World 5 zu entwickeln. Die Entwicklung findet dabei allein durch Johannes Hartmann statt. Bereits im November wurde mit der Roadmap bekanntgegeben, dass eine britische Strecke aus dem Hause Incredible Trains auf den Markt kommen wird. Im Dezember wurde bekannt, welche Strecke es wird:
Die London Overground Mildmay Line von Stratford nach Willesden Junction, zusammen mit der Class 378 „Capitalstar“. Erscheinen soll sie am 4. März.
Der Name
Auch die Mildmay Line blieb vom Re-Branding des Overground-Netzes nicht verschont. So war sie im Volksmund, ähnlich wie die Suffragette Line, lange unter einem anderen Namen bekannt. Schon im 19. Jahrhundert wurde die Strecke „North London Line“ genannt, so wie auch heute noch der Streckenabschnitt zwischen Richmond und Stratford offiziell bezeichnet wird. Transport for London, Besitzer des Overground-Netzes, benannte die bisher namenlose Linie jedoch vor nicht allzu langer Zeit nach dem Mildmay Mission Hospital. Das in den 1860er Jahren eröffnete Krankenhaus machte sich gleich zwei Mal einen bedeutenden Namen in der Geschichte der britischen sowie weltweiten Gesundheit. Beim großen Ausbruch der Cholera in London im Jahr 1866 halfen zwei Krankenschwestern im armen East End der Stadt, damals ein Slum mit katastrophalen Bedingungen, beim Bekämpfen der Seuche.
Nachdem das Krankenhaus 1982 aufgrund von Unterfinanzierung schließen musste, wurde es 1988 nach langem Protest als Europas erstes Krankenhaus für HIV- bzw. AIDS-Kranke wiedereröffnet. Auch Prinzessin Diana kämpfte lange gegen die Stigmatisierung der infizierten Personen, indem sie das Krankenhaus 17 Mal besuchte. Bis heute ist das Mildmay Mission Hospital eines der anerkanntesten Krankenhäuser für Patienten mit HIV-Infektionen weltweit. Die Linie trägt also den Namen einer der wohl wichtigsten Orte der Londoner Geschichte.
Die Strecke
Im Train Sim World wird der Streckenabschnitt zwischen Stratford und Willesden Junction mitgeliefert. Zumindest Willesden Junction sollte dem aktiven Spieler britischer Strecken im Train Sim World bekannt sein. Bereits im Train Sim World 2 wurde der Bahnhof mit der Bakerloo Line der London Underground mitgeliefert. Im realen London führt die Mildmay Line noch weiter bis Richmond bzw. Clapham Junction. Beide Äste werden im 15-Minuten-Takt bedient, was auf dem Abschnitt zwischen Willesden Junction, dem Kreuzungsbahnhof, und Stratford einen groben 7,5-Minuten-Takt ergibt. Der Streckenabschnitt wird dabei offiziell als North London Line bezeichnet. Transport for Londons offizielle Produktbezeichnung für die Züge auf der Strecke lautet jedoch Mildmay Line. Vor der Einführung der neuen Produktbezeichnungen im letzten Jahr waren die Fahrten im Volksmund dennoch als North London Line bekannt.
Der im Train Sim World mitgelieferte Abschnitt ist insgesamt 12 Meilen (= 19,3 Kilometer) lang und wurde abschnittsweise zwischen 1846 und 1869 in Betrieb genommen. Auf dem Abschnitt gibt es insgesamt 18 Bahnhöfe, die Abstände zwischen den Stationen sind, wie im Netz üblich, sehr kurz. Dabei wird Stratford, wohl der wichtigste Umsteigebahnhof des Londoner Ostens, mit den Stadtteilen Hackney, Dalston, Highbury, Camden, Kentish Town, Hampstead und Willesden verbunden. Heutzutage ist die Linie, wie andere Overground-Verbindungen, einer der wichtigsten Verkehrsadern der Stadt und erfreut sich großem Fahrgastaufkommen. Dabei wird die Zone 1 des Tarifsystems komplett vermieden, es werden also wichtige Verbindungen um die Innenstadt herum geboten. Auch der Güterverkehr spielt auf der Strecke eine wichtige Rolle, da viele Hauptstrecken in andere Teile des Landes hier aufeinandertreffen.
Doch der North London Line ging es nicht immer so gut. Nur haarscharf wurde sie in den 1960er Jahren von den „Beeching cuts“ verschont. Jene „cuts“ sahen vor, viele Strecken in England und im restlichen Großbritannien zu schließen und das Eisenbahnnetz grundlegend umzustrukturieren. Auch die North London Line war zwischenzeitlich auf der Liste der Schließungen, überlebte jedoch knapp die metaphorische Axt des Dr. Richard Beechings, damals Vorsitzender der staatlichen Eisenbahnen in Großbritannien. Erst 2007 gelangte die Strecke in die Hände von Transport for London, die seitdem die Strecke unter ihrem London Overground-Franchise betreiben. Seit März 2011 konnte der Personenverkehr durch die Verlängerung der East London Line zwischen Dalston Junction und Highbury & Islington wieder bis Stratford durchgebunden werden.
Neuer Elektrotriebwagen: London Overground Class 378 „Capitalstar“
Seit 2009 kommt der Capitalstar, eine Abwandlung der Produktreihe „Electrostar“ von Bombardier, im Netz zum Einsatz. Er ersetzte vor allem die Züge der Baureihe 313, die zwischen 1976 und 1977 gebaut wurden. Seit 2010 kann man den Capitalstar auch auf der Mildmay Line antreffen. Um die Kapazitäten zu erweitern, wurden die Fahrzeuge erst von drei auf vier Wagen, später dann auf fünf Wagen erweitert. Bis 2017 war der Umbau abgeschlossen. Technisch unterscheiden sich die Fahrzeuge durchaus von den Electrostars, ihren engsten Verwandten. Beispielsweise können die Türen in der Mitte des Führerstandes nicht als Verbindung zwischen zwei Einheiten genutzt werden. Dies ist jedoch nicht nötig, da im regulären Betrieb die Züge nur in Einzeltraktion zum Einsatz kommen.
Der Innenraum ist voll auf Kapazität ausgelegt, was auch benötigt wird. Dabei sind die Sitze ausschließlich längs zur Fahrtrichtung angeordnet. Das klassische Overground-Orange zieht sich durch den gesamten Innenraum, selbst das Sitzmuster ist mit orangen Farbakzenten versehen. Ähnlich wie die Class 710 „Aventra“ kann die Class 378 sowohl mit Stromabnehmer und Wechselstrom als auch Stromschiene und Gleichstrom fahren.
Für den Einsteiger ist das Fahrzeug gut geeignet, da es eine sehr einfache Steuerung mit einem Kombihebel besitzt und durch starke Bremsen sowie schnelle Beschleunigung für den Betrieb im Overground-Netz perfekt ausgelegt ist.
Der Fahrplan
Wie bereits erwähnt, ist der Fahrplan auf dem mitgelieferten Abschnitt sehr dicht. Es fahren acht Züge die Stunde, es entsteht also ein ungefährer 7,5-Minuten-Takt. Es gibt dabei keine Expresszüge, jeder Zug hält an jedem Bahnhof. Von Stratford aus starten Züge in Richtung Richmond und Clapham Junction, jeweils vier pro Stunde. Zusätzlich werden KI-Güterzüge anzutreffen sein. Aufgrund der geringen Stationsabstände ist eine effiziente Fahrweise sehr wichtig, um den straffen Fahrplan einzuhalten.
Außerhalb der Schienen werden die ikonischen roten Doppeldeckerbusse sowie Fahrzeuge der Docklands Light Railway im KI-Verkehr zu sehen sein. Letztere werden ähnlich wie die Straßenbahnen in Edinburgh funktionieren, die auf der Strecken Edinburgh – Glasgow sowie der Fife Circle Line zu sehen sind. Die DLR-Fahrzeuge werden am östlichen Endpunkt in Stratford fahren.
Für Besitzer des DLCs „London Overground Suffragette Line“ von Dovetail Games ist auch das Fahren der Class 710 auf der Strecke möglich. Folgende Züge lassen sich ebenfalls antreffen (jedoch nicht fahren), wenn das dazugehörige DLC in Besitz ist:
- Die Class 801 der East Coast Mainline,
- die Class 700 des dazugehörigen Thameslink-DLCs,
- die Class 395 der Southeastern Highspeed-Strecke,
- die Class 43 der Midland Mainline,
- die Class 350, 377 sowie der London Underground 1972 Stock der West Coast Mainline South sowie
- die Class 390 des dazugehörigen DLCs.
Zusätzlich wurde sich dazu entschieden, einzelne bestehende Züge außerhalb ihres eigentlichen Umfelds für KI-Fahrten zu verwenden. Dabei wird die Class 710 der Suffragette Line als Ersatz für die Class 345 der Elizabeth Line sowie für die Class 720 von Greater Anglia zu sehen sein. Die Class 166 der Great Western Mainline wird umlackiert als Ersatz für die Class 166 von Chiltern Railways zum Einsatz kommen.
Bilder
Train Sim World 5: London Overground Mildmay Line: Stratford – Willesden Junction wird am 4. März auf Steam, Epic Games sowie den Konsolen erscheinen, der Preis wird 29,99€ betragen. Am Mittwoch, den 26. Februar, wird ein Preview-Stream zur Strecke auf den YouTube- und Twitch-Kanälen von Dovetail Games stattfinden.
Seitens Dovetail Games wurde bereits ein „First Look“-Video auf YouTube veröffentlicht.
Bilderquelle: Dovetail Games; Textquellen: Dovetail Games, Transport for London.